In Havanna oder anderen Städten Kubas fühlen wir uns manchmal wie in einer Filmkulisse. Neben Fahrrädern, Velotaxis, Pferdekutschen und Motorrädern sehen wir auf unserer Reise sehr häufig farbenprächtige Oldtimer überwiegend aus den 40er- und 50er-Jahren. Sie sind wohl eines der beliebtesten Fotomotive auf der kubanischen Insel. Zu Hause waren wir uns nicht sicher, ob die zahlreichen Oldtimer, die wir auf Fotos gesehen haben, einfach nur eine Tourist*innenattraktion sind und in Wirklichkeit vielleicht schon ein ganz anderer Auto-Vibe auf Kuba herrscht.
Wir zeigen dir in unserem Artikel in vielen Fotos nicht nur zahlreiche bunte Oldtimer, sondern verraten dir auch, warum es auf Kuba so viele alte Autos gibt und wo ihr sie findet.
Dass ausgerechnet im sozialistischen Kuba amerikanische Oldtimer das Straßenbild prägen und der Insel ein so nostalgisches Flair verleihen, scheint auf den ersten Blick verwunderlich. Die Oldtimer - von den Kubaner*innen "Almendrones" genannt - stammen aus der Zeit vor der kubanischen Revolution von 1959. Im vorrevolutionären Kuba während des Batista-Regimes wurden viele amerikanische Wägen importiert - zum einen für die vielen Amerikaner*innen, die auf Kuba in Saus und Braus lebten, sowie als Statussymbol für die kubanische Oberschicht.
Durch die kubanische Revolution haben zahlreiche Amerikaner*innen sowie wohlhabende Kubaner*innen die Karibikinsel verlassen und viele Oldtimer fanden neue Besitzer. Nach der Machtübernahme durch Fidel Castro und dem Aufbau eines sozialistischen Wirtschaftsstaates war der Privatbesitz von Automobilen nur gestattet, wenn deren Baujahr vor 1959 lag. Da aufgrund des Wirtschaftsembargos der USA sowie der restriktiven Politik der sozialstischen Regierung Neuwagen und auch Originalwagenteile für Privatleute nicht zu erwerben waren, wurden die amerikanischen Wägen teils mit viel Kreativität gehegt und gepflegt.
Die am häufigsten anzutreffenden amerikanischen Marken von Oldtimern auf Kuba sind Buick, Cadillac, Chevrolet, Chrysler, Ford, Oldsmobile, Plymouth, Pontiac und Studebaker.
Da für viele Kubaner*innen ein Oldtimer die wichtigste Einnahmequelle (z.B. für Touren für Touristen) ist, werden sie wie wertvolle Schätze gepflegt. Und das, obwohl oftmals das Geld, die Original-Ersatzteile aufgrund des US-Handelsembargos gegen Kuba und das technische Know-How fehlen. So fahren in den Straßen von Kuba sehr kreative Eigenkreationen aus alter und neuer Technik herum, die alles andere als originalgetreu, aber kubansiche Unikate sind. Da wird schon einmal ein Motor der Marke Lada oder Wolga - nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden auch diese Marken auf Kuba rar - oder eines japanischen Traktors von Komatsu in einen Oldtimer verbaut. Und zur Not wird so lange gefeilt und gebastelt und auch einmal Teile von Haushaltsgegenständen wie Kühlschränken oder Waschmaschinen verbaut, bis der Wagen wieder anspringt.
Und manchmal werden die großen spritfressenden Motoren der Oldtimer auch bewusst gegen einen kleineren ausgetauscht, um teures Benzin zu sparen. Oder man steht auf offener Straße direkt in einer schwarzen Rauchwolke, weil der relativ minderwertige Treibstoff auf Kuba in den alten, großvolumigen Motoren, nicht richtig verbrennt - eine eher unangenehme Erfahrung. Daher aufpassen wer auf offener Straße vor einem fährt oder neben einem stehen bleibt.
Und so findest du in Kuba fast alles - von der durchgerosteten Blechdose mit den wildesten Kombinationen aus aufgetragenem Lack bis zu von außen sehr schön gepflegten Autos, in die wahrscheinlich ein kleines Vermögen gesteckt wurde. Allgemein gilt, es lebe der Pragmatismus: Ein Oldtimer mit Dieselmotor und USB-Anschluss für das eigene Smartphone. Kein Problem!
In Havanna tummeln sich insbesondere vor besseren Hotels oder an folgenden Plätzen gut gepflegte Oldtimer:
Ende 2022 war es noch sehr unkompliziert möglich, in einem der farbenfrohen Oldtimer als Mitfahrer*in eine Tour zu genießen. Ich schreibe noch, da die Regierung immer wieder mal Restriktionen verhängt, was den Besitz von Wägen und das Transportieren von Touristen betrifft. Touren werden z.B. an den oben von mir genannten Orten angeboten. In Havanna hat eine Stunde im Cabrio-Oldtimer ca. 40€ (nicht pro Person sondern pro Wagen in den ca 4 Personen passen) gekostet. Es wurde als Zahlungsmöglichkeit sehr gerne Euro genommen, da man mit Euro ggf. auch Produkte im Ausland erwerben kann, besser als mit den kubanischen Pesos.
Sich selber einen schmucken Oldtimer zu mieten, ist allerdings nicht möglich. Da alle Oldtimer in Privatbesitz Oldsmobileund für die Besitzer die Haupteinnahmequelle sind, werden diese nicht an Touristen verliehen. Es gibt schlichtweg keine Versicherung, die Unfälle abdecken würde. Außerdem ist vorgeschrieben, dass Mietwägen nur vom Staat geliehen werden können und nicht von Privatpersonen. Und der Staat wiederum hat keine Oldtimer im Angebot.
Insgesamt haben wir auf Kuba ein sehr heterogenes Bild von Fortbewegungsmitteln bekommen: In Havanna gibt es einen bunten Mix an amerikanischen Oldtimern, alten russischen Autos (am meisten haben wir Ladas gesehen), moderneren Dienstwägen und kleinen gelben Touristentaxis. In anderen Städten dominieren Fahrräder/Velotaxis und Pferdekutschen oder wie in Santiago de Cuba teils ohrenbetäubende Motorräder.
All diese Fahrzeuge bzw. Fortbewegungsmittel haben wir auch auf der achtspurigen (!) Autobahn Kubas gesehen. Meist aber nicht gleichzeitg, weil die Autobahn so leer war, dass wir auf dem Mittelstreifen stehen bleiben, aussteigen und begutachten konnten, wie direkt auf der Autobahn Reis getrocknet wurde.
Auf der Passtraße nach Baracoa haben wir ein Transportmittel gesehen, dass uns ein bisschen an die Korbschlitten auf Madeira erinnert dort. Um Baracoa herum nutzen viele Leute z.B. zum Transport von Holz Holzschlitten, die mit der eigenen Trittkraft fortbewegt werden. In den letzten Jahren wurde auch diese modernisiert, sodass viele mittlerweile ein Lenkrad an ihrem Schlitten angebaut haben.
Wenn du nach einer Unterkunft auf Kuba suchst, schau einfach bei Booking.com* vorbei. Hier gibt es zahlreiche Angebote zu unterschiedlichen Preisen. In der Karte unten kannst du auch durch Zoomen sehen, wo die Unterkünfte auf Kuba liegen oder im Suchfeld einen genauen Ort auf der Insel eingeben.