Wenn du an Street Art-Metropolen denkst, an welche Städte denkst du dann? Berlin, New York, London eventuell? Vielleicht auch aufstrebende Straßenkunst in Osteuropa wie Budapest oder Kiew? Hast du schon einmal an Stavanger im Westen von Norwegen gedacht? Nein? Dann wird es allerhöchste Zeit.
Ich nehme euch mit auf einen Spaziergang durch die Innenstadt von Stavanger, um euch die beeindruckende Vielfalt an Straßenkunst zu zeigen. Von großflächigen murals, winzigen stencils (Bilder die mit Hilfe von Schablonen aufgemalt/aufgesprüht werden), paste ups (auf Fassaden aufgeklebte Bilder), Mosaiken oder noch weiteren Formen.
Wenn du nur wenig Zeit in Stavanger hast, dann kannst du innerhalb von 1 bis 2 Stunden in der Innenstadt bereits sehr viel entdecken. Um das ganze kreative Ausmaß in Stavanger zu erleben, lohnt dann natürlich auch ein längerer Aufenthalt.
Außerdem findet seit 2001 in Stavanger das von Martyn Reed gegründete Nuart Festival statt. Damit ist es das älteste Fest dieser Art weltweit und eine wunderbare Gelegenheit, Künstler*innen direkt beim Arbeiten über die Schulter zu schauen.
Die Nuart Street Art Tour mit unserem Guide Therese war ideal, um in kurzer Zeit möglichst viele verschiedene (und auch versteckte) Street Art Arbeiten zu sehen und darüber hinaus auch noch Hintergrundinformationen über die Künstler*innen und ihre Werke zu erhalten.
Ich zeige euch ein paar der Werke, die ich entdeckt habe. Ich war erstaunt, wie viele nationale und internationale Künstler*innen sich bereits in Stavenger verwirklicht haben. Wenn du in Stavanger bist, kann es aber schon sein, dass es diese vielleicht gar nicht mehr gibt. Dafür sind an anderer Stelle neue Kunstwerke entstanden. So ist es eben mit der Straßenkunst. Sie lädt dazu ein, mit offenen Augen durch eine Stadt zu gehen. Lasst euch gerne von meinen Entdeckungen inspirieren und macht vor Ort eure ganz eigenen.
Unsere Tour startete hinter dem Scandic Stavanger City Hotel*, in dem ich auch übernachtet habe. Hier entdeckt man bereits die ersten kleineren Kunstwerke, z. B. die Ratten die als stencil auf einen Stromkasten aufgetragen wurden von der norwegischen Künstlerin Hama Woods. Diese kleinen Gesellen kannst du übrigens mehrfach in der Stadt finden – immer die Augen auf halten :-)
In unmittelbarer Nähe vom Hotel kannst du auch ein mural des Norwegers Martin Whatson sehen. Er kollaboriert (wie so oft) in diesem mural mit anderen Künstler*innen - hier den thailändischen Künstlern Muebon und Alex Face. Sie haben den oberen Teil dieses murals gestaltet. In der Innenstadt von Stavanger befindet sich noch ein weiteres mural von Martin Whatson.
Gegenüber des murals von Martin Whatson habe ich diese beiden kleinen Fliesen der britischen Künstlerin Carrie Reichardt gefunden. Ihre Werke sind sehr oft mit politischen Botschaften verbunden. Eine ihrer Arbeitsweisen nennt sie selber „craftivism“. Dies ist eine Bewegung ursprünglich aus den 1960er Jahren, als Frauen ihre „Hobbies“ wie Töpfern, Glasmalerei etc. dafür genutzt haben, politische und feministische Botschaften zu verbreiten. Carrie Reichardt nutzt in ganz Stavanger verteilt öfters Fliesen, um ihren Botschaften Ausdruck zu verleihen.
Von hier die Treppe heruntergehend sieht man bereits das große mural des französischen Künstlerduos Ella & Pitr. Die Arbeit trägt den Titel „La fonte des glaces” oder auf englisch “Melt down”. Siehst du das tropfende Eis, das die Figur hält? Ein eindeutiger Verweis auf aktuelle ökologische Themen dieser Zeit.
Ella & Pitr sind noch mehrfach in Stavanger vertreten. U.a. mit einem der größten murals der Welt. Da es sich auf einem Hausdach befindet, kann man es nur sehen, wenn man mit dem Flugzeug oder Helikopter darüber fliegt.
Direkt neben dem großen mural von Ella & Pitr befinden sich mehrere kleinere wunderschöne Arbeiten. Das Werk “Resist” von AFK zeigt ein in ein Rechteck gequetschtes Mädchen, welches sich mit dem gesamten Körper gegen die Enge auflehnt. Die Risse in der Wand verbinden sich dabei ideal mit dem Bild. Die Ananas auf ihrem Kopf steht für Wissen und Bildung – womit man sich gegen die Konformität auflehnt.
Der norwegische Künstler Dot Dot Dot ist ebenfalls mehrfach in Stavanger vertreten – unter anderem mit diesem großen Buch-mural mit dem Titel “Dunkelziffer“.
Und von ganz groß zu eher klein und versteckt: Die Müllmänner des belgischen Künstlers Jaune bringen einen in der ganzen Stadt zum Schmunzeln. Sie gehen nämlich nicht immer so geordnet ihrer Arbeit nach, wie auf diesem Foto. Manchmal schaukeln sie oder nutzen den öffentlichen Raum für andere lustige Aktivitäten. Damit greift Jaune eines seiner Themen auf: das unsichtbare und das sichtbare. Durch seine in der ganzen Stadt verteilten stencils rückt er Arbeiter in das Blickfeld, die oft in ihrer Umwelt fast unsichtbar sind und wenig beachtet werden.
In der Innenstadt von Stavanger fiel mir außerdem die Bronzestatue dieser beiden Kinder ins Auge. Sie sind Charaktere eines beliebten Kinderbuchs. Direkt hinter der Statue hat der litauische Künstler Ernest Zacharevic die scheinbare Idylle umgekehrt. Er malte die beiden Kinder auf eine Wand. Getrennt sind sie voneinander durch einen echten Metallzaun mit Stacheldraht.
Und fällt euch bei diesem Bild etwas auf. Auf unserer Nuart Street Art Tour zeigte unser guide Therese, dass sie von der Künstlerin Helen Berk selbst als ein Stück street art in Stavanger verewigt wurde. Helen hat in Stavanger Menschen während eines street art festivals gemalt, die sehr charakteristische Kleidung an hatten. Und so kam es auch, dass der weiß-rosane Pullover - der über 40 Jahre alt ist - nun auch eine Steintreppe in der Innenstadt von Stavanger ziert.
Die Straßenkunst in Stavanger zeichnet sich immer öfter dadurch aus, dass die Einwohner*innen und ihre Themen mit aufgegriffen werden. Therese erzählte uns, dass viele Künstler*innen etwas länger in Stavanger bleiben, den Ort, seine Geschichte und die Menschen kennen lernen. Diese Erfahrungen verarbeiten sie auch in ihrer Straßenkunst, wodurch eine sehr hohe Akkzeptanz und ein großes Interesse der Bürger*innen für die Straßenkunst entsteht.
Ein konkretes Beispiel für die Verbindung Künstler und Bevölkerung ist dieses Werk. Der israelischer Küstler Addam Yekutieli aka Know Hope thematisiert ein für jeden bekanntes emotionales Thema: heartbreaks (Herzschmerz). Er bat Einwohner*innen von Stavanger ihre Geschichten von heartbreaks zu teilen. Aus diesen nahm er einige Textstellen und schrieb diese über die Stadt verteilt an verschiedene Orte. Menschen die diese kurzen Textpassagen lesen, können wiederum ihre ganz eigene Geschichte und ihre Erfahrungen hineindeuten.
In der Øvre Holmegate - der wohl buntesten Straße in Stavanger habe ich dieses Bild des iranischen Künstlers Nafir entdeckt. Es ist bedrückend zu wissen, dass er in seiner Heimat mit seiner Kunst sogar sein Leben riskiert, da sie als illegal angesehen wird. Über 500 seiner Werke wurden im Iran bereits übermalt. Umso beeindruckender ist es, seine Werke auch in Stavanger aufzufinden.
Der US-amerikanische Künstler John Fekner arbeitet oft mit Wörtern und Symbolen, um bestimmte Themen der modernen Gesellschaft ins Bewusstsein zu rücken. Das mural hier sagt: “A clear view + A clear mind = A green world”. Ein Kritik daran, dass die Umwelt oft außer Acht gelassen wird.
Und hier habe ich noch ein wenig bildliche Inspiration über die Straßenkunst in Stavanger für dich. Wenn du auf das Bild klickst, siehst du in der jeweiligen Bildunterschrift auch den Namen des/der Künstler*in.
Ich habe euch in diesem Artikel nur einen kleinen Einblick in die Straßenkunstszene in Stavanger gegeben. Hier gibt es so viel zu entdecken. Und jedes Jahr kommen zahlreiche Werke hinzu. Falls ihr euch nicht einfach in den Straßen von Stavanger treiben lassen wollt, um Straßenkunst zu entdecken, könnt ihr auch kostenlos die Nuart App (für iPhone) nutzen. Hier kannst du auch nach ganz bestimmten Kunstwerken suchen und die genaue Adresse sowie Hintergrundinfos dazu finden. In der App gibt es außerdem Infos zu Werken, die nicht mehr existieren. So suchst du nicht vergebens nach einem schon übermalten Bild.
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Mein Aufenthalt in Stavanger wurde von Fjord Norway und Region Stavanger gesponsert. Meine Meinung und meine Empfehlungen in diesem Artikel wurden hierdurch natürlich nicht beeinflusst.