Im Mai 2019 waren wir zum ersten Mal in Imst (Tirol in Österreich) und sind drei Abschnitte des erst kürzlich eröffneten Starkenberger Panoramawegs gewandert. Neben vielfältigen landschaftlichen Eindrücken (Wälder, Seen, Berge, Wiesen etc.) hält dieser Wanderweg auf jeden Fall das bereit, was er im Namen verspricht: wunderschöne Panoramen. Wenn ihr noch nie weitwandern wart, dann ist der Starkenberger Panoramweg ein super Einstieg, da die einzelnen Etappen nicht zu lang und von einfachem bis mittlerem Schwierigkeitsgrad sind.
In diesem Artikel berichten wir euch von den zwei kürzeren Abschnitten 3 und 4 dieses neuen Fernwanderwegs: Von Obtarrenz über Schloss Starkenberg bis nach Hoch-Imst. Neben vielen fotografischen Impressionen haben wir diesmal auch ein Video zu diesem Wanderabschnitt gedreht. Dieses findet ihr am Ende des Artikels. Die Beschreibungen zu Abschnitt 1 und 2 des Starkenberger Panoramawegs findet ihr hier.
Uns hat es also zum ersten mal nach Imst verschlagen und die Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem ca. 800 km entfernten Hannover hat super geklappt: Wir sind mit der Bahn nach München gefahren und von dort nach Innsbruck. Die beeindruckende Bergkulisse direkt hinter dem Bahnhof in Innsbruck hat uns jedenfalls schon einmal in Wanderstimmung versetzt. Von Innsbruck ging es dann noch ca. 30 Minuten mit der Regionalbahn bis zum Bahnhof Imst-Pitztal. Hetzen mussten wir auch nicht, da wir längere Umsteigezeiten hatten und die jeweiligen Züge immer schon da waren. Bei einer so langen Anfahrt wie wir sie hatten, bietet sich natürlich ein Zwischenstopp z.B. in München oder Innsbruck an.
Von München aus sind es auch nur noch ca. 200 km, falls ihr lieber mit dem Auto anreist.
Bevor wir euch mehr von den Etappen 3 und 4 von Obtarrenz bis nach Hoch-Imst zeigen, hier noch ein paar Tipps zur Orientierung während der Wanderung.
An Abzweigungen findet ihr große graue Steine mit dem Logo des Wanderwegs. Auf den zahlreichen gelben Wegweisern kleben zusätzlich Aufkleber des Starkenberger Panoramaweges, damit man weiß, in welche Richtung man gehen soll. Und in bewaldeten Gebieten findest du immer wieder die hölzernen Schilder des Fernwanderwegs.
Für ausreichend Orientierung ist also schon einmal gesorgt :-)
Unsere erste Wanderung startete in Obtarrenz. Auf dem Weg Richtung Fußballplatz "Lenzenanger" ging es weiter auf einen Forstweg Richtung Wildfütterung. Ihr werdet Futterstellen für Hirsche und welche extra für die kleineren Rehe entdecken.
Insbesondere der erste Waldabschnitt hatte durch seine hohen Bäume und die moosbewachsenen Wege eine besonders schöne Atmosphäre. Und falls ihr einen Kuckuck im Wald hört, solltet ihr ein wenig Kleingeld parat haben. Wir haben nämlich erfahren, dass eine lokale Weisheit besagt, dass man seine Geldbörse schütteln soll, wenn der Kuckuck erklingt und dass man ab dann immer Geld haben wird. Wenn ich das einmal früher erfahren hätte ... :-)
Für den Starkenberger Panoramaweg wurden bisherige Wege wie diese im Wald genutzt, ausgebaut und mit neuen Wegteilen miteinander verbunden. Auf jeder Etappe findest du außerdem mehrere Infotafeln zur Geschichte, Kultur und Natur der Region. So kannst du auch ohne guide praktischer Weise noch ein wenig mehr von der Region erfahren.
Die erste Etappe ist eine leichtere und in jedem Fall sehr familienfreundliche Wanderung. Du startest auf ca. 1060 m, gehst 90 m runter, dann wieder bis auf 1050 m hoch und bis zum Schloss Starkenberg wieder auf 880 runter. Auf dem Wald- und Forstweg bis zur Salvesenschlucht zeigen sich immer wieder beeindruckende Panoramen. Du kannst z. B. die Hohe Aifner Spitze erspähen, ein 2779 Meter hoher Berg in den Ötztaler Alpen. Oder aber den Tschirgant, laut unserer Wanderführerin Silvia durch den Bergbau durchlöchert wie ein schweizer Käse.
Nachdem wir die urtümliche Schlucht hinter uns gelassen haben, eröffnet sich eine tolle Aussicht auf Tarrenz. Dort befindet sich unser nächstes Ziel: die Brauerei Schloss Starkenberg.
In Tarrenz befindet sich außerdem das Freilichtmuseum Knappenwelt. Dort kannst du dich anschaulich mit dem für die Region bedeutenden Bergbau beschäftigen. Neben dem Bergbau ist das Museum außerdem der "Heilerin vom Gurgltal" gewidmet. 2008 wurden die sterblichen Überreste einer Frau aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in der Umgebung gefunden. Das besondere war, dass sie auf dem Bauch liegend bestattet wurde und mit all ihren Habseligkeiten, was darauf hindeutete, dass man sie für eine Hexe hielt.
Neben diesem beeindruckenden Fund ist Tarrenz außerdem für seinen Fastnachtsumzug alle vier Jahre bekannt. Tausende Besucher wollen sich dieses bunte Treiben mit den traditionellen Kostümen rund um Roller und Schaller (die den Kampf zwischen Winter und Frühling symbolisieren) ansehen.
In Tarrenz angekommen, haben wir die Brauerei im Schloss Starkenberg besichtigt, um ein wenig mehr über das meistpremierteste Bier Österreichs zu erfahren - und es natürlich auch einmal zu probieren. Die Brauerei kannst du eigenständig besichtigen oder mit einer Führung. Alle wichtigen Infos zu Öffnungszeiten und Preisen findest du hier.
Auf den Spuren der Starkenberger Brauereitradition kannst du u.a die typischen kupfernen Kessel im Sudhaus bestaunen. Hier wird Malz und Gerste mit frischem Quellwasser vermischt und auf 60°C bis 75°C erhitzt. Neben den technischen Aspekten des Bierbrauens kann man auch bei dieser Station der Wanderung die Aussicht genießen. Im Panoramazimmer kannst du deinen Blick über das schöne Gurgltal schweifen lassen, welches im 12. bis zum 15. Jahrhundert stark durch das Adelsgeschlecht der Starkenberger geprägt war.
Neben einer über 200 Jahre alten Bierbrautradition hat die Brauerei Schloss Starkenberg noch eine weitere Besonderheit zu bieten: ein Bierbad. Im historischen Gärkeller der Brauerei versteckt sich das erste Bierschwimmbad der Welt. Gebadet wird hier allerdings nicht in reinem Bier - das wäre vielleicht doch eine zu klebrige Angelegenheit. Das Bad besteht aus Wasser, welches mit Biergeläger angereichert wird, d.h. Hefe die sich während der Kaltlagerung des Biers ablagert. Und diese Kombination scheint wahre Wellnesswunder zu wirken: die Kohlensäure regt die Duchblutung an, der Hopfen entspannt durch seine Aromen den Geist und die Hefe sorgt für eine zarte Haut und hilft bei Hautproblemen.
Und wem das alles noch nicht genügend Bier ist, der kann im Bierbad ganz entspannt ein frisch gezapftes Starkenberger Bier trinken :-)
Neben den oben genannten Räumen kannst du dir natürlich auch das Schloss Starkenberg noch genauer anschauen. 4 Meter unter der Erde liegt z. B. das stimmungsvolle Kellergewölbe. Dies ist nicht nur der tiefste Punkt, sondern auch der älteste Raum des Schlosses.
Im Lagerkeller siehst du zudem, wie die alten Lagertanks gereinigt wurden. Mit meinen 1,56 m wäre dies einmal ein Job, bei dem meine Körpergröße ein Plus wäre ;-)
Im ehemaligen Ballsaal des Schlosses sind historische Einrichtungsgegenstände ausgestellt. Eine der zahlreichen Quellen, für die das Wasser für die Bierproduktion genutzt wird, wird außerdem durch diesen Raum geleitet und steht für eine Kostprobe bereit.
Bei der Besichtigung der Brauerei Schloss Starkenberg dürfen natürlich auch die kulinarischen Freuden nicht zu Kurz kommen. Am Ende der Besichtigung kommt ihr in den imposanten Rittersaal mit einer herrschaftlichen Tafel für bis zu 100 Besucher*innen. Hier kannst du (in der Besichtigung inbegriffen) verschiedene Sorten des Starkenberger Biers verkosten - natürlich auch alkoholfrei. Zusammen mit ein paar Brezeln und Aufstrich haben wir uns so für den zweiten Teil unserer Wanderung an diesem Tag gestärkt.
Nach dem Schloss Starkenberg ging es weiter mit unserer Wanderung. Eine idyllische Schlossallee führte in ca. 2,5 km und auf flachem Terrain vom Schloss bis zum Starkenberger See. Das Licht und die besondere Atmosphäre in der Allee und dem kleinen Waldabschnitt ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Es war schon etwas märchenhaft dort. Und der Blick auf die Weite des Gurgltals machte den Beginn der nächsten Wanderetappe perfekt!
Der Starkenberger See ist ein kleiner Natursee idyllisch von Wald umgeben. Hinter den Baumwipfeln zeigen sich bereits wieder die Berge, die wir später noch einmal als Panorama bestaunen können. Wenn ihr im Sommer hierher wandert, könnt ihr euch am und im See auch ein wenig erfrischen und die Ruhe in der Natur genießen.
Vom See aus geht es über einen Steig oberhalb der Imster Wohnsiedlung Lassig und unterhalb des Rastbühels bis zur Lehngasse und dann zur Hahntennjochstraße. Diese überquert man und wandert dann nach oben in den Wald. Hier haben wir die höchste, aber nicht allzu anstrengende Steigung von ca. 880 m auf 1060 m überwunden. Es fing noch ein wenig an zu regnen, aber durch den Wald waren wir auch ziemlich gut geschützt.
Oben angekommen war der Himmel schon wieder erblaut und bescherte mit den großen Wolken ein wunderbares Bergpanorama. Der Starkenberger Panoramaweg hat an seinem ersten Tag auf jeden Fall schon einmal seinem Namen alle Ehre gemacht :-)
Auf dem Gipfel wurde dann auch der Flachmann ausgepackt und lokaler Haselnussschnaps zu einem Bergheil probiert. Hier oben gibt es außerdem eine Metallkonstruktion in Form eines Kelches für die sogenannten Herz-Jesu-Feuer. Diese werden jedes Jahr eineinhalb Wochen nach Fronleichnam an einem Samstag in den Bergen entzündet. Das Feuer geht auf den Herz-Jesu-Schwur im Jahr 1796 zurück, mit dem die Tiroler Einheit im Kampf gegen Franzosen und Bayern hergestellt werden sollte. Zum Zeichen des Schwurs wurden damals Bergfeuer entfacht.
Vom Gipfel ging es dann wieder bergab. Wir liefen noch einmal an saftig grünen Wiesen vorbei mit beeindruckenden Bergpanoramen im Hintergrund. Das Ziel unserer Wanderung war das Restaurant Sonneck, wo wir uns zum Ausklang stärken wollten, u.a. mit Käsespätzle und saisonalem Spargel. Ihr könnt dort entweder auf der Terrasse sitzen oder einen Innenplatz direkt an den Fenstern nehmen. Von dort aus könnt ihr euer Essen mit der entsprechenden Bergaussicht genießen.
Direkt hinter dem Restaurant seht ihr bereits die Sesselbahnen, die bis zur Untermarkter Alm oder noch weiter bis zur Bergstation Alpjoch führen. Uns wurde berichtet, dass sich Hoch-Imst im Winter sehr gut für einen Familienskiurlaub eignet. Es gibt Skistrecken in allen Schwierigkeitsstufen, das Gebiet ist allerdings nicht so groß und auch nicht so teuer wie in anderen beliebten Skiregionen Tirols. Also sehr praktisch, um entweder seine Kinder an den Wintersport heranzuführen oder vielleicht selbst zum ersten Mal auf Skiern oder einem Snowboard zu stehen.
Die Fahrtzeiten für die Sesselbahnen findet ihr hier, genauso wie für den Alpincoaster. Der Alpincoaster ist eine 3.535 m lange Kunst-Rodelbahn und begeistert sicherlich nicht nur die jüngeren Familienmitglieder. Die Fahrtzeit beträgt ca. 10 min. und am Ende gibt es einen krönenden 450 Grad Kreisel. Und das beste: auf der Rodelbahn kannst du sowohl im Sommer als auch im Winter fahren.
Eine sehr schicke Unterkunft können wir dir auf der Untermarkter Alm empfehlen: Die Ualm*. Dort kommst du wie gerade beschrieben mit der Sesselbahn hin. Du musst aber die Fahrtzeiten der Bahnen beachten (im Winter bis 16:00, im Sommer bis 17:00), damit du noch auf die Alm kommst. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit mit dem eigenen Auto, Taxi oder dem Bus hoch zu fahren.
Die Ualm* bietet eine große Vielfalt an Räumen: Von sehr schicken Suiten mit Bergblick bis zu Zimmern für 2 Erwachsene und bis zu 4 Kinder mit geteiltem Bad. Die Ualm* ist weniger für Après-Skipartys bekannt als vielmehr für seine kulinarischen Highlights. In diesen Genuss durften wir am Abend auch kommen. Mit seinem hellen Holz und seiner schlichten und eleganten Dekoration hat das Haus im Inneren eine sehr angenehme Atmosphäre. Das drei Gänge-Menu war dann ein krönender Abschluss unseres ersten Wandertags in Imst. Und auch als Vegetarierin war ich in der Ualm* sehr gut aufgehoben: Ein Salat mit einem ausgefeilten süß-herzhaften Dressing, saisonaler Spargel auf den Punkt gekocht und insbesondere die Nachspeise mit ihren süßen, sauren und scharfen Geschmacksfacetten war ein echter Genuss.
Wenn du nach einer Unterkunft in Imst suchst, schau einfach bei Booking.com* vorbei. Hier gibt es zahlreiche Angebote zu unterschiedlichen Preisen. In der Karte unten kannst du auch durch Zoomen sehen, wo die Unterkünfte in Imst (z. B. in Tarrenz (Ziel Etappe 3) oder Hoch-Imst (Ziel Etappe 4)) liegen oder im Suchfeld den genauen Ort in Imst eingeben.
Und hier kommt das versprochene Video zu den zwei gewanderten Etappen auf dem Starkenberger Panoramaweg.
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Die beiden vorgestellten Etappen lassen sich super an einem Tag erwandern und bieten eine sehr große Vielfalt: eine ursprüngliche Klamm, einsame Waldabschnitte, wunderschöne Bergpanoramen und jede Menge Genussmomente ob in der Starkenberger Brauerei, Restaurants in Hoch-Imst oder dem frischen Quellwasser aus einem der zahlreichen Brunnen.
Insbesondere die erste Etappe ist ideal für Familien geeignet. Auf der zweiten Etappe gibt es einen ca. 200 m hohen Anstieg, der meiner Meinung nach für Kinder ab ca. 7/8 Jahren auch gut zu bewältigen ist. Und für Familien bietet die Region mit dem Freilichtmuseum Knappenwelt in Tarrenz oder dem Alpincoaster in Hoch-Imst auch noch weitere Highlights unabhängig vom Wandern.
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Unser Aufenthalt in Imst wurde von Imst Tourismus unterstützt. Meine Meinung und meine Empfehlungen in diesem Artikel wurden hierdurch natürlich nicht beeinflusst.