Nachdem ich an meinem Wochenende in Tallinn bereits ausgiebig durch die Altstadt, die Stadtteile Kalamaja und Rothermann geschlendert bin, wollte ich noch einen kleinen Hauch Natur genießen. Hierfür bin ich in den Kadriorg Park in Tallinn gegangen. Und ich hatte super Glück: An diesem Tag im Oktober war es zwar kalt, aber die Sonne schien. So konnte ich das herbstliche Tallinn in all seiner Pracht genießen.
Von der Altstadt aus (Haltestelle Viru) kann man z. B. 4 Haltestellen mit der Linie 3 bis Kadriorg fahren. Eine Einzelfahrt kostet 2 € (reduziert 1 €). Die Fahrkarte erhält man direkt bei dem Fahrer/der Fahrerin. Man wirft das Geld in ein Fach und bei jeder Haltestelle wird abgerechnet und der Fahrer/die Fahrerin legt eine Art Kassenzettel in das Fach. Dieser Zettel dient dann als Fahrschein. Es ist also ratsam, Kleingeld und am besten auch die passende Summe dabei zu haben.
Wenn man eine Haltestelle vor dem Kadriorg-Park aussteigt (L. Koidula), läuft man an wunderschönen alten und bunten Holzhäusern vorbei. Diese bekommt man in Tallinn gar nicht mehr so oft zu sehen.
Es geht aber auch ganz ohne Tramfahren. Von der Altstadt bis zum Kadriorg-Park sind es ca. 2 km. Bei schönem Wetter und wenn man nicht so unter Zeitdruck steht, ist es also ein netter Spaziergang.
Direkt von der Tramhaltestelle aus ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Park. Als erstes habe ich den wunderschönen Teich Luigetiik (eine tolle Sprache ist estnisch, was?) gesehen. In seiner Mitte steht ein weißer Pavillon. Es gibt ein paar Bänke, auf die man sich setzen und das Geschehen an einem Vorbeiziehen lassen kann. Überall lag Laub in seinen schönsten Herbstfarben. In dem Moment wusste ich, dass ich genau den richtigen Ort für mich herausgesucht hatte.
Ein paar Gehminuten von dem Teich entfernt liegt das Schloss Katharinental. Mit seiner farbigen Fassade ist es wirklich eine absolute Augenweide. Das Schloss beherbergt heute ein Kunstmuseum mit einer Kollektion von westeuropäischer und russischer Kunst aus dem 16. bis 20. Jahrhundert.
Hier waren relativ wenige Tourist*innen und dafür viele Tallinner Familien für einen Sonntagsspaziergang unterwegs. In der Nähe des Palastes gibt es auch mehrere Kinderspielplätze. Bei dem Anblick überglücklicher Kinder, die sich im Herbstlaub rollten und Blätter in die Luft warfen, hätte ich aber wohl jeden Spielplatz hinter mir gelassen. Die Natur ist doch immer noch der schönste aller Spielplätze. Ich habe es jedenfalls als Kind geliebt, durch Herbstlaub zu rennen.
Direkt neben dem Schloss Katharinental steht auf beiden Seiten jeweils ein solch bezaubernder Laubdurchgang, durch den die Mittagssonne schien. Toll mit all diesen Rot- und Orangetönen, oder? Und direkt hinter dem Schloss breitete sich dann ein riesiger Park aus. Es gibt mehrere befestigte Wege, um problemlos durch den Park zu laufen. Wer will kann aber auch direkt durch das Laub stapfen. Ich stand in jedem Fall in einer Überdosis an Herbstfarben und dachte mir nur die ganze Zeit: Wie toll, wie toll, wie toll. Ein traumhafter Herbsttag in Tallinn.
Vom Schloss Katharinental ging ich also durch einen sehr atmosphärischen Park. Ich kam mir glatt wie in einem Wald vor und überfüllt war es hier auch nicht. Nach ca. 800 m kam ich im Japanischen Garten an. Dieser wurde 2011 vom bekannten Landschaftsarchitekten Masao Sone aus Japan geplant und integriert sich ganz fließend in den Kadriorg-Park. Im Frühjahr blühen hier die Kirschblüten und der Rhododendron - bestimmt auch ein großartiger Anblick. Der Weg durch den Japanischen Garten führt einmal in einer Art Rundgang um ihn herum. Dieser Weg symbolisiert den Weg, den Menschen im Leben einschlagen: und genau da wo sie das Leben betreten haben, verlassen sie es auch wieder. Eine philosophische Botschaft von Masao Sone.
Meinen Abstecher in den Kadriog-Park habe ich dann mit einem Besuch des Kunstmuseums Kumu ausklingen lassen. Das Gebäude selber ist mit seinen gläsernen und metallernen Fassaden schon ein Kunstwerk für sich. Im Inneren beherbergt es Kunst vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, auch estnische Kunst und Kunst aus der Sowjetzeit. Ein ziemlich bunter Mix wie ich finde. Die Räume sind zum Teil so groß und hoch, dass sie auch umfassende Installationen sehr wirksam aufnehmen können. Als ich im Oktober 2018 hier war, gab es z. B. beeindruckende Klang- und Bewegungsinstallationen des estnischen Künstlers Kaarel Kurismaa.
So langsam beginnt hier schon die Winterzeit, während ich diesen Artikel schreibe. Beim Anblick der Bilder, komme ich aber sofort wieder in Herbststimmung.
Wie sieht es bei euch aus: Mögt ihr solche entspannten Orte als Ausgleich zu manchmal hektischen Stadtbesichtigungen? Oder wo verschlägt es euch bei Städteurlauben hin, wenn ihr eine Ruheoase sucht?
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