Das Schotten gerne und gut feiern können, ist nicht unbedingt unbekannt. Was Edinburgh allerdings auf die Beine stellt, um das neue Jahr zu begehen, ist schon ungewöhnlich und kann locker mit berühmten Silvesterparties wie in New York oder Berlin mithalten oder es sogar noch toppen. 3 Tage lang wird in Edninburgh vom 30.12. bis 01.01. das neue Jahr mit Schott*innen und Menschen aus aller Welt eingeläutet. Mit dabei: jede Menge Fackeln, Kostüme, schottische Musik und Tanz, Feuerwerke, eine riesen Streetparty und gute Laune.
Silvester in Edinburgh ist eine Klasse für sich!
Mitten im Lichtermeer – Fackelumzug am 30.12.
Tanzend ins neue Jahr – Streetparty und Keilidh am 31.12.
Ein bisschen Kultur zum Neujahrstag - Scot:lands am 01.01.
In Edinburgh feiert man nicht Silvester oder New Year sondern Hogmanay. Das ist die schottische Bezeichnung für die Neujahrsfeierlichkeiten, die in Edinburgh 3 Tage lag regelrecht zelebriert werden und den Aufenthalt zu dieser Jahreszeit unvergessen machen. Alles beginnt am 30. Dezember mit einem Fackelumzug (torchlight procession), an der eine riesige Masse an Menschen - teils typisch schottisch kostümiert - teilnimmt.
Augestattet mit einer Fackel, die man sich vorher im Internet vorbestellt oder vor Ort auf der Royal Mile neben der St. Giles Kathedrale kauft (Preis pro Fackel 2014: 11 £), reihen sich am Abend tausende von Menschen säuberlich in 3 Reihen ein, um dann als großes Lichtermeer von der St. Goerge IV Brücke bis hoch zum Calton Hill [Artikel zu mehr Sehenswürdigkeiten in Edinburgh] zu laufen. 2014 haben ca. 30.000 Menschen an dem Umzug teilgenommen oder ihn vom Straßenrand beobachtet. Sobald die erste Fackel an der Spitze des Umzugs entzündet wurde, hilft man sich gegenseitig, dass Feuer an die Nachbar*nnen weiterzugeben. Es ist schon ein beeindruckender Anblick, wenn man innerhalb weniger Minuten nur noch von abertausenden Lichtern umgeben ist.
Ein Pappring am Ende der Fackel verhindert, dass Wachs von der Fackel auf die eigene Hand tropft, aber je nachdem wie der Wind weht oder wer rund herum um einen läuft, ist es nicht zu vermeiden, dass die eigene Kleidung etwas Wachs abbekommt. Tipps zum Entfernen des Wachses bietet die Homepage der Hogmanay-Veranstaltung dankenswerter Weise gleich mit! Nach ca. 1 Stunde Fackelumzug erwartet einen am Ziel auf Calton Hill - welcher für den Fackelumzug abgesperrt ist - ein großes Feuerwerk als Einstimmung auf den nächsten Tag. Nach mehreren Stunden draußen bei Dezembertemperaturen haben wir unseren Abend im gemütlichen Pub Pickles [Artikel zu Essens- und Pubtipps in Edinburgh] bei Wein und schottischem Käse ausklingen lassen.
Tipp: Um das Feuerwerk gegen 21:00 auf Calton Hill zu erleben, sollte man sich wenigstens in der Mitte der Umzugsschlange befinden, da uns selbst nach dem Feuerwerk als wir von Calton Hill wieder herunter gingen, immer noch zahlreiche Menschen entgegenkamen, die auf den Berg wollten.
Jedes Jahr am 31.12. findet im Zentrum von Edinburgh eine riesige Streetparty mit mehreren Konzertbühnen (z. B. concert in the garden, ein DJ der chronologisch aus den letzten 50 Jahren jeweils ein Lied (an-)spielt oder das Keilidh-Konzert) statt. Die Streetparty ist sehr professionel organisiert, trotzdem sollte man bei der Masse der Menschen nicht klaustrophobisch veranlagt sein.
Und was kann man sich unter Keilidh vorstellen? Viel schottische Live-Musik, traditionelle schottische Tänze als Paar oder in größeren Gruppen und jede Menge Spaß. Um am Keilidh im Rahmen der Streetparty teilnehmen zu können, muss man sich vorab eine Karte kaufen. Diese ist nicht gerade günstig, aber in jedem Fall lohnenswert. Das Keilidh-Konzert befindet sich auf dem Gelände der Streetparty (für die man ebenso eine Eintrittskarte benötigt), ist aber nur mit der zusätzlichen Eintrittskarte betretbar. Es ist zu empfehlen, dieses Ticket rechtzeitig vorher zu kaufen, da das Keilidh sehr beliebt und jedes Jahr ausverkauft ist. Wenn man das Keilidh-Konzert wieder verlassen will, kann man nicht wieder in dieses abgesperrte Areal zurückkommen. Aus diesem Grund haben wir uns erst durch die Massen der Streetparty treiben lassen und sind gegen 22:00 zum Keilidh gegangen.
Das Keilidh-Konzert geht bis 01:00 und dadurch, dass es zu jedem Lied einen Tanz gibt, sind diese drei Stunden wie im Fluge vergangen. Die Tänze werden von den Bands, die dort mit Instrumenten wie Geige, Akkordeon und Trommeln spielen, erklärt, sodass man auch als Neuling in Sachen schottischer Folkstanz einen guten Einstieg findet und am Ende weiß, mit welcher Schrittfolge man zum Flying Scotsman oder Dashing White Sergeant über die Tanzfläche wirbelt. Viele Tänze führt man zusammen mit seinem*r Partner*in durch, einige in 4er- oder 6er-Gruppen, sodass man immer wieder auch mit neuen Leuten in Kontakt kommt und manche Tänze wie "Strip the willow" können auch mit einer unendlichen Anzahl von Personen durchgeführt werden.
Um 24:00 konnte man das große Feuerwerk, dass vom Castle aus gezündet wird, bewundern. Das neue Jahr wird begrüßt, indem man sich an den Händen hält und gemeinsam das traditionelle Lied "Auld lang syne" singt. Wenige Minuten nach dem riesigen Feuerwerk, ging die ansteckende Musik aber schon weiter, um noch eine Stunde weiter zu tanzen - eine zum Teil schweißtreibende Angelegenheit, aber das absolute Hightlight dieses Abends. Pünktlich um 1:00 ist die Streetparty und das Keilidh beendet und tausende von Menschen gehen gesittet nach Hause oder fahren mit einem der Nachtbusse, die zur Verfügung stehen. Die Temperaturen waren zwar kühl, durch fehlenden Regen oder Schnee und drei Stunden langes Tanzen kamen wir mit Mütze und Handschuhen ausgestattet sowie im Zwiebelsystem gekleidet aber ganz schön ins Schwitzen. Alles in allem ist das Keilidh ein riesengroßer Spaß mit einer ansteckenden Stimmung, bei der man einfach tanzen muss.
Alle Informationen zu den 3-tägigen Hogmanay-Feierlichkeiten findest du auf der offiziellen Webseite des Veranstalters.
Im Gegensatz zu vielen anderen Städten in Europa bietet Edinburgh am Neujahrstag ein großes kulturelles Programm. Neben zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie dem Edinburgh Castle, die geöffnet haben, gibt es unter dem Namen Scot:lands in der ganzen Stadt verteilt Musik-, Film- und Tanzveranstaltungen sowie Lesungen – und das kostenlos. Man muss sich dafür vorher online anmelden und die Teilnahmebestätigung zum Startpunkt mitbringen. In dem beeindruckenden – sowohl auf die Architektur als auch die Exponate bezogen – National Museum of Scotland dreht man zum aller ersten Mal ein Rad, welches bestimmt an welchen Ort in der Old Town man geht. Dies setzt sich an den weiteren Orten so fort und man erhält jeweils eine Art Eintrittskarte für den nächsten Ort, die jeweils am Eingang kontrolliert wird. Wir waren z. B. in einem Konzert in der Greyfriars Church, einer mit Cello begleiteten Tanzaufführung in der St. Giles’ Cathedral und zum großen Abschluss-Keilidh in der riesigen, mit Wandgemälden ausgeschmückten McEwan Hall, in der sonst die Graduierten der Universität von Edinburgh verabschiedet werden. Noch in voller Begeisterung vom Vortag konnte man hier Tänze wiederholen oder neu erlernen. Bei einem "Strip the willow" mit bestimmt über 50 Personen liesen wir uns noch einmal gehörig über das Parkett wirbeln und konnten uns bei einem großen, gemeinsamen "Auld lang syne" schon einmal innerlich von Edinburgh verabschieden.
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